Geschichte

 

 

1860: Armut im Seedorf

Die knapp 1000 Einwohner des Seedorfes Schmerikon haben vor rund 150 Jahren Armut und Arbeitslosigkeit am eigenen Leib erfahren. Sogar Auswanderung war eine Alternative, die in der schwierigen Zeit als Ausweg geprüft oder umgesetzt wurde. So ist darüber zu lesen: «Es ist in hiesiger Gegend dermalen wirklich verdienstlose Zeit eingetreten und keine Aussicht vorhanden, dass dies bald besser wird, dagegen in Amerika für die Arbeiterklasse ein sehr günstiger Moment.» Nicht zuletzt der Bau der Bahnlinie von Rapperswil nach Walenstadt, gegen den sich die Schmerkner vergeblich wehrten, hat die Verdienste in der Schifffahrt wesentlich geschmälert. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem jene, die wenig oder gar nichts besassen, am meisten zu leiden hatten. Für Arme, Kranke, Invalide und Waisen fehle eine «Versorgungsanstalt» oder ein «Armenhaus»; für Kinder ohne Eltern ein «Waisenhaus». Gegenüber den Armen sei man im Seedorf zu knauserig, was gar eine Ermahnung der Kantonsregierung einbrachte. 1861 sagen zwar die Ortsbürger Ja zu einer Versorgungsanstalt, angesichts von 22 Unterstützungsfällen, die jährlich Fr. 3’000 kosten, aber trotz Einsicht über Notwendigkeit und Nützlichkeit des Vorhabens passiert nichts. Es fehlt das Geld.

 

1866: Auf Initiative des Ortspfarrers zum Privatkrankenhaus

1860 kam David Blasius Zimmermann als 37jähriger Pfarrer ins Seedorf. Er unterstützte die Ortsgemeinde bei ihren Bemühungen, doch nachdem ein weiterer Versuch für den Bau eines „Armenhauses“ scheiterte, kaufte er 1866 das Haus „Hirzen“. Damit erfolgte der Start für die heutige Stiftung. 1867/68 wurde das alte und damals  vernachlässigte Haus «Hirzen» mit viel Mühe und Kosten «repariert» und für die künftige Aufgabe als «Privatkrankenhaus» vorbereitet und im Juli 1868 ohne Gemeindeunterstützung eröffnet. In der Zeitung wurde dazu festgehalten: „Das Asyl wurde sofort von einigen armen, vernachlässigten Kindern, Kranken und Altersschwachen bezogen“. Das Haus konnte 30 – 35 Personen aufnehmen. Die Führung des Krankenasyls wurde den Schwestern des Klosters Ingenbohl anvertraut. Diese arbeiteten zu einem sehr bescheidenen Lohn. Der Pensionspreis variierte zwischen vier und sieben Franken pro Woche.

 

1886: Absicherung des Sozialwerkes

Damit sein Werk auch in Zukunft Bestand hat, bildete Pfarrer Zimmermann 1886 eine kirchliche Stiftung und übertrug die Führung des Hauses den Schwestern vom Kloster Menzingen. Die erste Leiterin, Sr. Amadea Imfeld verdiente damals im Jahr Fr. 180.-- plus Kost und Logis. Während 102 Jahren (bis 1988) führten Menzinger Schwestern das Haus. Pfarrer Zimmermann überliess der neugegründeten Gesellschaft die Gebäude mit Inventar. Bis zu seinem Tod im Jahre 1906 behielt Pfarrer Zimmermann die Oberleitung und führte auch bis 1900 die Rechnung des Hauses selber. Ab 1900 besorgte Gemeindammann Paul Müller, der spätere Nationalrat und Gerichtspräsident aus Schmerikon, die Rechnung bis 1941. Er war der erste Quästor (Finanzverantwortliche) der Stiftung. 1908 erwog der Stiftungsrat die Planung eines Neubaus. Da jedoch zu wenig eigene Mittel vorhanden waren und der Verkauf des Hauses Hirzen nicht den gewünschten Erlös eingebracht hätte, wurde 1911 auf einen Neubau verzichtet. Das Gebäude wurde 1911 restauriert, elektrisches Licht und eine Heizung installiert. 1912 konnte zudem eine Hauskapelle eingerichtet werden. Der Pensionspreis lag 1930, je nach Ansprüchen zwischen Fr. 2.50 und Fr. 4.-- pro Tag.

 

1946: Aufbruch zum neuen „Altersheim St.Josef“

Am 8. Mai 1946 kaufte die Stiftung die Liegenschaft von Felix Müller sel. im Obstwachs in Schmerikon. Damit stand eine Landfläche von 19’600 m2 für Neubaupläne zur Verfügung. Treibende Kraft für einen Neubau war der damalige Präsident des Stiftungsrates, Pfarrer Dr. Jakob Fehr. Nach einem Architekturwettbewerb im Jahre 1952 wurde beschlossen, das Projekt der Architekten Hans Morant und Oskar Müller aus St.Gallen auszuführen. Am 27. Juni 1955 erfolgte der Spatenstich am heutigen Standort. Der Neubau umfasste 29 Zimmer mit 34 Betten. Grösstenteils also Einzelzimmer mit fliessend Wasser. Eine wahrlich grosszügige Anlage für die damalige Zeit. Die Menzinger-Schwestern erhielten einen eigenen Wohnbereich (kleine Klausur). Im östlichen Trakt wurde ein neuer Kindergarten für Schmerikon untergebracht. Am 11. Dezember 1956 konnte der Neubau, der mit Fr. 1’117’334.30 abgerechnet wurde, bezogen werden.

 

1987: Bauliche Ergänzungen

Während 30 Jahren konnte das neue Haus im Obstwachs (heute Oberseestrasse) mit Engagement und Erfolg geführt werden. Erhöhte Anforderungen im Heimbereich verlangten nach Anpassungen und Ergänzungen mit Nasszellen (WC und Dusche in den Zimmern). Der dadurch entstandene Verlust von Zimmern wurde mit einem Anbau im Osten ausgeglichen. Neu dazu kam auf Anregung von Sr. Anna Laetitia eine Cafeteria mit 33 Sitzplätzen. Der «Kindergarten» musste aufgegeben werden; an seiner Stelle entstand eine Heimleiterwohnung. Die Gesamtkosten der baulichen Ergänzungen im Jahre 1987 beliefen sich auf 2,3 Mio Franken. 

 

1988: Abschied von den Schwestern

Was vielerorts geschah, traf auch die Stiftung. Nach 102 Jahren im Dienste der Öffentlichkeit wurden die Menzinger-Schwestern vom Mutterhaus für andere Aufgaben zurückgezogen. Stellvertretend für alle Schwestern, die für das diakonische Werk in Schmerikon seit 1868 tätig waren, gilt ein grosses Vergelt’s Gott Sr. Oberin Anna Laetitia Arnet, Sr. Ursulina Blättler und Sr. Imelde Nigg, die der Stiftungsrat an ihrem letzten Arbeitstag, am 10. August 1988, in ihr Kloster nach Menzingen begleitete.

 

2002-2017: Vom Altersheim zur Pension Obersee

Damit die Stiftung den Anforderungen an die Betreuung und Pflege von betagten Menschen immer wieder gerecht werden konnte, sind innerhalb von 15 Jahren weitere rund 20 Millionen Franken investiert worden. Mit der verbesserten Mitfinanzierung der Heimaufenthalte durch die Krankenkassen und die öffentliche Hand wurden die berechtigten Anpassungen im baulichen und betrieblichen Bereich rechtzeitig umgesetzt. Mit der Osterweiterung wurden 12 neue Zimmer und 3 Alterswohnungen im Attikageschoss sowie eine Tiefgarage erstellt. Es folgten weitere Renovationsarbeiten, die Erweiterung der Küche und der Neubau der Cafeteria. Schliesslich entschied sich der Stiftungsrat im Rahmen des Projektes „Wohnenplus“ für den Bau von weiteren 15 Alterswohnungen. Damit kann er den neuen Bedürfnissen der Seniorinnen und Senioren nach mehr Selbständigkeit auch im Alter gerecht werden.

 

…und in Zukunft?

Alle Jahre unserer Stiftung sind begleitet von Anpassungen, Erneuerungen, Innovationen und Entwicklungsprozessen. Wir sind stolz auf das Erreichte, sind uns aber bewusst, dass dies nur der Hilfe und Unterstützung vieler Menschen zu verdanken ist. Auch die Zukunft verlangt von uns allen ein Mitdenken und Mitgehen. Wir sind dazu bereit, und wir freuen uns mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf diese anforderungsreiche, aber auch erfüllende Aufgabe im Dienste der Betagten.

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